ZIA Digitalisierungsstudie 2019 – 5 Erkenntnisse für die Wohnungswirtschaft

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Zum inzwischen vierten Mal veröffentlichte der ZIA Zentraler Immobilienausschuss e.V. zusammen mit EY Real Estate seine jährliche Digitalisierungsstudie. Der Bericht informiert über den aktuellen Stand der Digitalisierung in der Immobilienbranche.

Das Papier beruht auf den Ergebnissen einer Befragung von mehr als 300 Studienteilnehmern. Vornehmlich handelt es sich dabei um Akteure mit direktem Bezug zum Property Sector.

Die Ergebnisse der ZIA Digitalisierungsstudie 2019 sind vielschichtig: Obwohl über 54 % der Befragten zwischen 1 % und 5 % ihres Gesamtumsatzes in Maßnahmen zur Digitalisierung investieren, fehlen personelle Kompetenzen und Richtlinien zur gezielten Datenauswertung. Die fünf relevantesten Einsichten fassen wir hier für die Wohnungswirtschaft zusammen.

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Selbstwahrnehmung wird realistischer: 47 % der befragten Unternehmen sehen sich in der Entwicklungsphase des Reifegrads der digitalen Transformation (+ 2 % zum Vorjahr), 5 % bezeichnen sich selbst als Experten.
  • Expertenwissen und Personal fehlt häufig: Anhaltender Fachkräftemangel bremst digitalen Fortschritt der Immobilienwirtschaft weiterhin aus.
  • Wertebewusstsein für Daten steigt branchenweit stark: Fahrplan für Datenmanagement fehlt jedoch zumeist.
  • Mindestens 62 % der Teilnehmer sehen fehlende regulatorische Standards als starkes oder sehr starkes Hindernis für digitale Entwicklung.

ZIA Digitalisierungsstudie 2019: Schwerpunkt Data Analytics

ZIA Digitalisierungsstudie

Die diesjährige Studie stellt ein zentrales Thema in den Fokus: die gesteuerte und zielorientierte Auswertung bzw. Analyse smarter Immobiliendaten – kurz Data Analytics. Neben einer generellen Einschätzung zum aktuellen Stand des Digitalisierungs-Prozesses in der Branche wird die Studie durch Interviews mit digitalaffinen Experten aus unterschiedlichen Bereichen der Immobilienwirtschaft ergänzt.

Die Teilnehmerstruktur der ZIA-Umfrage bildet wie schon in den Vorjahren die gesamte Wertschöpfungskette der Immobilienwirtschaft ab. Die Hauptgruppe der Studienteilnehmer bilden erneut Immobilieninvestoren und Bestandshalter (27 %), Asset-/Property Manager (13 %) sowie Berater/Vermittler (13 %). PropTech-Unternehmen sind zu 5 % unter allen Befragten vertreten.

1. Immobilienunternehmen überwiegend in digitaler Entwicklungsphase

Die gute Nachricht vorweg: Die Digitalisierungsbudgets vergrößern sich in der Immobilienwirtschaft im Verhältnis zum Jahresumsatz kontinuierlich. Dazu kommt, dass immer mehr Unternehmen eine wirklichkeitsnahe Einschätzung ihres eigenen digitalen Wissens treffen. Das spricht für ein anhaltendes Bewusstsein für langfristige Lernprozesse und eine Bereitschaft finanzieller Investitionen in die Weiterbildung.

47 Prozent der Unternehmen sehen sich derzeit in einer Entwicklungsphase bezogen auf die digitale Transformation (2018 waren es 45 Prozent). Fünf Prozent sehen sich immerhin im Bereich einer digitalen Exzellenz und stufen sich damit als Experten ein. Im Vergleich zum Vorjahr sind dieses allerdings drei Prozentpunkte weniger.

2. Fehlende Fachkräfte hemmen digitalen Fortschritt

Der Mangel an personellen Ressourcen sowie unzureichende Fachkompetenzen unter den Mitarbeitern erweisen sich auch 2019 als eine der größten Hürden zur Umsetzung digitaler Maßnahmen.

82 % der Befragten gaben in der aktuellen ZIA-Studie an, es fehle ihnen an Fachkräften. 78 % vermissen Fachwissen innerhalb ihres Betriebs. Hinzu kommt für 60 % die Unkenntnis über den Einsatz von Smart Data, etwa in Form von Smart Home, im eigenen Geschäftsmodell. 55 % der Teilnehmer sind sich im Unklaren über die Höhe der Kosten für die Investition in eine digitale Struktur.

3. Digitale Daten als wilde Schatztruhe: steigendes Bewusstsein

ZIA Digitalisierungsstudie

Welchen Mehrwert bieten das Sammeln, Auswerten und Auswählen von Daten in der Immobilienbranche? Mehr und mehr Akteure am Markt werden sich dem großen Potenzial und Wert der digitalen Transformation und Daten bewusst. Themen wie Big Data, Data Mining, digitale Ökosysteme und Virtual Technology werden von den Studienteilnehmern eher als mittelfristiger, Künstliche Intelligenz (KI) gar als langfristiger Prozess gesehen.

Durch den Einsatz von Data Analytics auf Grundlage von Big Data sind kurzfristige Erfolge inzwischen messbar geworden. Das führt die steigende Zahl von Pilotprojekten und deren Ergebnisse vor Augen – etwa in Form der inzwischen verbreiteten Messung von Mieterzufriedenheit, Analyse und Senkung von Betriebskosten sowie der Verminderung des Verbrauchs von Energie und Ressourcen.

Das generelle Problem: Eine saubere Auswertung nach festen Prinzipien gibt auch im Jahr 2019 noch nicht flächendeckend. Einen übergeordneten Fahrplan für das Datenmanagement vermissen viele der Befragten.

4. Smart Data: Sensorik in Gebäuden schon weit verbreitet

Ein Branchenfeld, auf dem die Immobilienwirtschaft erfolgreich vorangeht: Gut 41 % der Teilnehmer der ZIA Digitalisierungsstudie 2019 bejahen, bereits Sensorik in Gebäuden eingebaut zu haben. Einen besonders hohen Wert erreicht mit 57 % hierbei die Messung von Temperatur und CO2. Ausbaubedarf besteht hingegen bei Smart Meter, die erstaunlicherweise trotz hoher Aufmerksamkeit in den Medien mit 30 % eher wenig verbreitet sind.

5. Gesetzgeber am Zug: Digitale Standards und Regeln fehlen

Zu den Hauptproblemen fehlender Konnektivität und der Gleichbehandlung digitaler Daten gehört für die große Mehrheit der Studienteilnehmer die unklare Gesetzeslage in Deutschland. 66 % der Befragten halten demnach die Rahmenbedingungen für digitale Technologien und Anwendungen für durchschnittlich. Weitere 26 % schätzen die Regelungen als unterdurchschnittlich ein. Lediglich 8 % sind der Ansicht, Deutschland schaffe ein überdurchschnittlich gutes Klima für digitale Techniken und Anwendungen (2018: 4 %).

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Aktiv und mutig digitale Trendpotenziale nutzen

Christian Schulz-Wulkow, Ernst & Young Real Estate GmbH, fasst die aktuelle Lage der Immobilienbranche und der Wohnungswirtschaft in Hinblick auf den digitalen Wandel wie folgt in seinem Schlusswort der ZIA Digitalisierungsstudie 2019 zusammen: „Wir als Immobilienwirtschaft verbauen genormte Fenster, Treppen und Türen. Aber standardisierte Vorgaben, wie Daten digital vorliegen müssen, haben wir nicht – zumindest bislang.“

Er plädiert dafür, endlich branchenweit und mit Mut Daten-Kollaborationen zu schließen – auch mit anderen Marktteilnehmern und sogar Wettbewerbern. Dafür brauche es aber verbindliche Regeln. “Diese Chance sollte genutzt werden, denn ein Standard wird nur dann erfolgreich, wenn er auch branchenweit eingesetzt wird. Insellösungen sind nicht mehr zeitgemäß.”

Möchten Sie mehr zum Thema erfahren? Die vollständige ZIA Digitalisierungsstudie 2019 finden Sie hier.

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