Erfahrungs­bericht vom ersten Produkt­ent­wick­lungs­workshop mit dem DigiWoh für die Wohnungs­wirtschaft

Karsten Nölling • 10. Februar 2023

Bei einem Workshop oder Seminar sitzt eine Gruppe von Personen in einem dekorierten Raum vor einem Beamer und hört einem Vortragenden zu.

Ende Januar haben wir zusammen mit dem DigiWoh Kompetenzzentrum den ersten Produktentwicklungsworkshop mit Teilnehmer*innen aus der Wohnungswirtschaft in unserem KIWI-Büro in Berlin durchgeführt.

Wir können sagen: Das Experiment war ein voller Erfolg! Neben sehr viel Spaß konnten wir alle viel Neues lernen. Zu Methoden rund um Produktentwicklung genauso wie zu konkreten Ideen und Wünschen der Wohnungswirtschaft zum Thema digitaler Zutritt für Mehrfamilienhäuser. Mehr zu den Methoden, Tools und konkreten Ergebnissen des Workshops weiter unten. Zuerst aber zu der Frage: Warum eigentlich ein Produktentwicklungsworkshop?

Das Wichtigste in Kürze

  • Der erste Produktentwicklungsworkshop mit dem DigiWoh und der Wohnungswirtschaft zum Thema digitaler Zugang war ein voller Erfolg.
  • Produktentwicklung mit der Wohnungswirtschaft und für die Wohnungswirtschaft, um den Anforderungen der Mitarbeiter*innen der Branche gerecht zu werden.
  • Vertieft haben wir im Workshop auch Konzepte und Tools wie das KanoModell, productboard oder einfach das Arbeiten mit miro.

Warum eigentlich ein Produktentwicklungsworkshop?

Produktentwicklung ist in vielen Branchen ein selbstverständlich verankerter Unternehmensbereich, so wie es in der Wohnungswirtschaft Funktionen wie Bestandsmanagement, Technische Leitung, Vermietung, Neubau etc. gibt. Oft läuft Produktentwicklung dabei auch im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) mit, manchmal sind es eigenständige Bereiche. Beispiele für Branchen mit großen F&E Teams sind Pharma oder Automobilbau.

Hier ist es völlig normal, dass neue Impfstoffe oder Fahrzeugtechnologien aufwändig entwickelt und erprobt werden müssen. Diese Denkart ist so selbstverständlich, dass nicht nur die Autofirmen selbst große F&E Abteilungen und Budgets haben – meist inklusive eigenem Vorstandsposten – sondern auch ihre Zulieferer. Die Wohnungswirtschaft lebt dieses Selbstverständnis (noch?) nicht, auch wenn in der nahestehenden Baubranche zumindest zum Teil das Denken über F&E schon verankert ist.

Balkendiagramm, das den Anteil von Forschung und Entwicklung nach Wirtschaftszweigen in Deutschland zeigt; der Gesundheitssektor liegt mit 12,4 % an der Spitze, das Baugewerbe ist mit 2,1 % durch ein oranges Oval hervorgehoben.

F&E und Produktentwicklung in der Wohnungswirtschaft: Ein Perspektivwechsel durch Digitalisierung

Innovation bisher durch Dienstleister geprägt

Dabei gibt es auch bei den meisten Dienstleistern der Wohnungswirtschaft F&E- bzw. Produktverantwortliche. Wasserhahn, Fliese, Tür, Heizung, Klingelanlage, Messdienst-Sensor oder ERP System haben sich über die letzten Jahrzehnte weiterentwickelt – mal mehr und mal weniger schnell. Angetrieben wurden diese Änderungen durch ebendiese Funktionsbereiche F&E und Produktentwicklung bei den Dienstleistern, weniger bisher durch die Wünsche der Wohnungsunternehmen. Und Treiber für den Innovationsgrad und die -geschwindigkeit ist natürlich primär der Wettbewerb innerhalb einer Branche. Vereinfacht gesagt: Je geringer der Wettbewerb, desto geringer die Innovationsgeschwindigkeit.

Digitalisierung verändert die Richtung der Innovation

Mit der zunehmenden Digitalisierung der Immobilienwirtschaft und auch der Wohnungswirtschaft hat sich das nicht grundlegend geändert. Der Wettbewerb zwischen Wohnungsunternehmen besteht weiterhin nur in sehr geringem Maß. Die digitale Innovation kommt also auch mit der Digitalisierung über die Dienstleister, also in dem Fall durch die PropTechs bzw. WowiTechs in die Wohnungsunternehmen.

Schneller, tiefer, näher an den Prozessen

Dabei gibt es zwei wesentliche Unterschiede zur bisherigen in die Wohnungswirtschaft getragenen Innovation: Die digitale Innovation läuft deutlich schneller und wirkt sehr viel stärker auf die Prozesse und Mitarbeiterinnen der Wohnungsunternehmen. Vereinfacht gesagt ist es für die Prozesse und Mitarbeiterinnen egal, ob der Handwerker bei einer Sanierung einen effizienteren Wasserhahn oder eine sicherere Wohnungstür einbaut als bei der letzten Sanierung. Es reicht, wenn der entsprechende Handwerker die Innovation versteht und verbauen kann. Ganz anders ist das bei Kommunikation über Mieterapps, Wohnungsabnahmen per Tablet oder der Vergabe von digitalen Zutrittsrechten an Handwerker. Auf einmal müssen Mitarbeiterinnen in ganz anderer Art umdenken und arbeiten.

F&E-Kompetenz muss auch im Wohnungsunternehmen verankert sein

Und daher ist es auf einmal wichtig, die Bedürfnisse der Wohnungsunternehmen und ihrer Mitarbeiter*innen direkt in die Produktentwicklung aufzunehmen und die Kompetenzen rund um F&E und Produktentwicklung zu stärken: Auch wenn der Wettbewerb zwischen Wohnungsunternehmen weiterhin gering ist und damit kein intrinsischer Treiber für F&E entsteht, kommt durch die Digitalisierung diese Veränderung schneller und tiefgreifender als bisher und muss von den Wohnungsunternehmen mitgestaltet werden. Nicht zuletzt, weil der zunehmende Fachkräftemangel ohne digitale Prozesse und Produkte zu einem Risiko für Unternehmen wird.

Das ist auch ein wesentlicher Unterschied zu den bisherigen Digitalisierungsabteilungen: Hier wird Digitalisierung eher für das Unternehmen sortiert und verstanden und pilotiert, das „Produkt Wohnen“ mit allen Prozessen und Facetten aber nicht aus einer F&E DNA heraus entwickelt. Wenn man das zu Ende denkt: Vielleicht machen für Wohnungsunternehmen die Bereiche Produktmanagement oder F&E genauso viel Sinn wie für andere Branchen auch.

Damit zurück zum Workshop und den konkreten Themen und der Frage: Was genau haben wir gemacht und was haben wir gelernt?

Was haben wir gemacht?

Im Bild unten die einfache Darstellung des KIWI-Produktentwicklung-Funnels. Dieser Trichter ist das grundsätzliche Modell, um das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen. Wünsche und Ideen für Verbesserungen gibt es fast unbegrenzt, sowohl aus dem eigenen Team als auch von Kunden und Partnern. Innovation ist letztlich zu weiten Teilen die Kunst, sich auf das Wesentliche zu beschränken und für dieses Sortieren und Priorisieren ist der Trichter das wesentliche Modell. Dazu auch ein berühmtes Zitat von Steve Jobs: “I’m as proud of many of the things we haven’t done as the things we have done. Innovation is saying no to a thousand things.”

Vertieft haben wir im Workshop auch Konzepte und Tools wie das Kano Modell, productboard oder einfach das Arbeiten mit miro. Die Tools und Konzepte sind auch alle für Wohnungsunternehmen sehr gut nutzbar – und natürlich nicht nur im Kontext digitaler Zutritt.

Ein Diagramm zeigt einen Trichter, der Ideen von "Verbesserungen" und "Neuen Ideen" durch vier Stufen filtert: Sammeln, Priorisieren, Definieren und Entwickeln, aus Produkt- und Technikquellen.
Ein Mann präsentiert einer sitzenden Frau auf einer DigiWOH-Veranstaltung ein Diagramm auf einem Projektorbildschirm, während im Vordergrund ein Laptop und Materialien auf einem Stehtisch stehen.
Sieben Personen nehmen an einem Workshop teil; ein Mann steht an einer Tafel mit Haftnotizen, während die anderen beobachten. Auf einem Tisch im Vordergrund befinden sich Notizblöcke, Flaschen und Gläser.
Vier Personen sitzen in einem lockeren Arbeitsbereich und führen ein Brainstorming durch, bei dem Klebezettel auf Whiteboards und Papiere auf Tischen liegen.
Ein Mann präsentiert ein Diagramm auf einem Bildschirm, während eine Frau an einem Laptop sitzt und Büromaterial, ein Glas Wasser und eine Fernbedienung auf dem Tisch stehen hat. Ein DIG-Banner und ein QR-Code sind zu sehen.
Eine Gruppe von Menschen sitzt in einem gut beleuchteten Raum und diskutiert an Tischen mit Notizbüchern, Getränken und einem Laptop; über einer Tür hängt ein "FINISH"-Banner.

Fazit

Zuerst einmal Danke allen Pionier*innen, die beim ersten Produktworkshop dabei waren und so viel Lust und positive Energie für das Experiment mitgebracht haben!

Die Idee einen Produktentwicklungsworkshop mit unseren Kunden bzw. Unternehmen der Wohnungswirtschaft gemeinsam umzusetzen, war auch für uns neu. Das Feedback, dass wir auf das Konzept erhalten haben, lässt darauf schließen, dass es einen großen Bedarf der Unternehmen aus der Wohnungswirtschaft gibt, sich aktiv in die Weiterentwicklung “ihrer” Anwendungen und Produkte einzubringen. Aus unserer Sicht war der Workshop ein voller Erfolg. Wir haben viele Erkenntnisse gewonnen, die uns bei der Weiterentwicklung der KIWI-Produktwelt helfen werden.

Auch die Teilnehmer gaben durchweg positives Feedback. Sie konnten viel mitnehmen, Wünsche einbringen, aber auch neue Perspektiven erlangen. Wir haben aber auch zahlreiche Verbesserungsideen für die nächsten Workshops (die schon angedacht sind – sowohl von KIWI als auch vom, DigiWoh) sammeln können, um noch effektiver und produktiver zu sein. Sie können sich also auf weitere Veranstaltungen in diesem Format freuen.

Karsten Nölling • 10. Februar 2023

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Karsten Nölling

Der Experte für Wohnungswirtschaft Karsten Nölling ist seit September 2016 Vorsitzender der Geschäftsführung der KIWI.KI GmbH. Bereits seit Ende 2014 war er als Vertriebsleiter bei KIWI tätig und Mitglied des Executive Committees. Vor KIWI entwickelte er als Firmengründer einen digitalen Concierge Service für Hotels und war als Head of Operations für das Startup 9flats verantwortlich. Davor war Karsten Nölling Unternehmensberater bei McKinsey & Company und Projektleiter für Lean Manufacturing bei Mercedes-Benz. Sie finden ihn auf Twitter und LinkedIn.

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