Hybridhaus – Die etwas andere Holzbauweise bei Mehrfamilienhäusern

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Diese klare Tendenz ist derzeit zu erkennen: Der innerstädtische Wohnbedarf steigt, gleichzeitig werden die Auflagen zum Bauen, z.B. in Bezug zur Energieeffizienz, strenger. Diesen Trend erkennen immer mehr Bauherren und wagen sich an den Bau von Mehrfamilienhäusern in Holzhybridbauweise. Wohnungsunternehmen setzen damit ein Zeichen für Nachhaltigkeit und verzeichnen Kosteneinsparungen durch eine schnelle Fertigstellung.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Das Holzhybridhaus vereint meist Bauelemente aus Holz und Beton.
  • Vorteile für die Wohnungswirtschaft: Schnelle Fertigstellung, Energieeffizienz, Nachhaltigkeit.
  • Sie zeigen, wie die Holzhybridbauweise funktioniert:
    • CARL – das Holzhochhaus,
    • Urbaner Holzbau der HOWOGE,
    • P1 Projekt mit Innovation: Baubuche als Verbunddecke,
    • Woodie – Studentenwohnungen mit Preis ausgezeichnet.

Was ist ein Hybridhaus aus Holz?

In der urbanen Architektur gilt Holz als das Beton des 21. Jahrhunderts. Grund hierfür ist die zunehmende Verwendung des natürlichen Rohstoffs in Verbindung mit Beton. So werden zwei Elemente miteinander verbunden, die gegensätzlicher nicht sein könnten: während Holz oft in Verbindung mit Wärme und Behaglichkeit steht, gilt Beton als kühles, modernes Material und wird gern großflächig eingesetzt. Neben Beton können aber auch Aluminium und Stahl beim Holzhybridbau eingesetzt werden. Die Fertigung ist je nach Projekt unterschiedlich. Oft werden aber Holzbaumassen in Wänden und hybride Deckenelemente aus Holz und Beton verwendet. Das garantiert eine stabile Bauweise mit gleichzeitig variablen Zwischenwänden.

Welche Vorteile bringen Mehrfamilienhäuser in Holzhybridbauweise?

Ein Hybridgebäude birgt durch den Einsatz der Mischbauweise wesentliche Vorteile. Es ist in vielerlei Hinsicht nachhaltig und effizient.

Schneller Aufbau

Mehrfamilienhäuser in Holzhybridbauweise bestehen meist aus vorgefertigten Einzelmodulen. Diese werden gern in der Nähe der Baustellen gefertigt und haben dann einen relativ kurzen Transportweg. Zudem sind die Einzelteile witterungsbeständig. So wird ein qualitativ-hochwertiges Haus gebaut. Durch die wesentlich verkürzte Bauzeit werden zudem Kosten gespart. Außerdem können schneller Mieteinnahmen generiert werden, da Mieter eher in ihre Wohnungen einziehen.

Bezahlbaren Wohnraum schaffen

Das Bauen mit Holz ist relativ kostengünstig und schafft eine gemütliche Wohnatmosphäre. So schaffen Wohnungsunternehmen qualitativ hochwertigen und gleichzeitig bezahlbaren Wohnraum. Gerade in großen Städten ist dies bisher noch Mangelware.

Nachhaltigkeit – CO2-neutral bauen

Holz ist ein natürlicher Rohstoff, der zu 50 Prozent aus CO2 besteht. Daher wird beim Holzhybridhaus CO2 über die gesamte Nutzungsdauer des Holzes hinweg gespeichert. Wer sich also für das Bauen mit Holz entscheidet, trägt so zum Klimaschutz bei. Beim Bauen mit nicht-nachwachsenden Materialien ist dies nicht der Fall, da sie zum einen kein CO2 speichern und zum anderen bei ihrer Fertigstellung sowie Entsorgung überschüssiges Treibhausgas freisetzen. Beim Bauen mit Holz tragen Sie also zum Umweltschutz bei.

Energie-Plus-Standard

Mit der Einhaltung des Energie-Plus-Standards wird außerdem der Nachhaltigkeitsgedanke bei Holzhybridhäusern verstärkt. Solche Gebäude werden auch als Plusenergiehaus bezeichnet, weil die jährliche Energiebilanz positiv ausfällt. Sie produzieren also mehr Energie als sie selbst verbrauchen. Photovoltaik-Elemente machen das möglich. Der Überschuss kann dann beispielsweise wie beim Mieterstrom weiter verkauft werden.

Erfüllt Förderkriterien

Verbraucht ein Gebäude besonders wenig Energie und spart dadurch effektiv Kosten, kann es den Titel “Effizienzhaus” erhalten. Die Grundlage hierfür bildet die Energieeinsparverordnung (EnEV). Werden die Anforderungen an ein Effizienzhaus erfüllt, bietet beispielsweise die KfW-Bank einen zinsgünstigen Baukredit an. Für ein Mehrfamilienhaus aus Holz kann außerdem ein Tilgungszuschuss beantragt werden. Die KfW-Bank gibt hier weitere Auskünfte für Wohnungsunternehmen.

Weiterhin fördert das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) u.a. Solaranlagen bei Neu- und Bestandsbauten, die gern bei Holzhybridbauten verwendet werden. Weitere Informationen finden Sie hier (PDF-Download startet automatisch mit Klick auf den Link).

Auch die einzelnen Bundesländer fördern sogenannte Passivhäuser, also Häuser mit hohen Energieeinsparungen und einem mindestens 90 % geringeren Verbrauch an Heizenergie als konventionelle Neubauten. Aktuelle Informationen zu Fördermöglichkeiten der Länder fasst das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hier zusammen.

Individuelle Gestaltungsmöglichkeiten

Innenliegende Wände eines Wohnhauses in Holzhybridbauweise sind in der Regel nicht tragend, wodurch eine individuelle Raumnutzung gewährleistet werden kann. So schafft dieses dynamische System die Möglichkeit eines offenen oder geschlossenen Grundrisses – ganz den Vorstellungen des Eigentümers entsprechend. Die Modulbauweise, die hier oft Verwendung findet, garantiert den flexiblen, schnellen Bau von Hybridhäusern aus Holz und Beton.

Weniger Emission

Bei der Holzhybridbauweise entsteht eine geringe Staub- sowie Lärmemission auf der Baustelle. Dies schont die Umwelt und ist nur möglich, weil viele der Einzelteile bereits vorgefertigt auf der Baustelle ankommen.

Risiko Brandschutz: Wie kann das Hindernis beim Holzhybridbau überwunden werden?

Um das Brandrisiko in Holzhybridhäusern zu minimieren, werden häufig automatische Löschanlagen in die Gebäude integriert. Außerdem werden moderne Holz-Beton-Verbunddecken, sowie Schächte für Aufzüge oder Treppenhäuser aus Stahlbeton in den Häusern verbaut.

Um im Falle eines Feuers die Brandausweitung zu minimieren, werden nicht-brennbare Plattenwerkstoffe eingesetzt. Diese, meist aus Gips gefertigten Feuerschutzplatten, speichern Feuchtigkeit, die im Falle eines Brandes freigesetzt wird und so die Brandausbreitung zeitweise eingrenzt.

Pioniere des Hausbaus: Mehrfamilienhäuser aus Holz

Die ersten Vorzeigebeispiele des Holzhybridbaus gibt es bereits. Damit werden innovative Immobilienkonzepte in die Wirklichkeit umgesetzt und der Weg in eine nachhaltigere Zukunft der Immobilienwirtschaft wird geebnet.

“CARL” – das Holzhochhaus

Die Arlinger Baugenossenschaft in Baden-Württemberg realisiert aktuell am Standort Pforzheim eines der höchsten Holzhochhäuser Deutschlands. Mit diesem Projekt soll die Akzeptanz von Holz beim Bauen erhöht werden. Das 45 Meter hohe und vierzehn-geschossige Wohnhaus in Holzhybridbauweise gilt als Pilotprojekt und wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit insgesamt 330.700 Euro gefördert. Die gesamten Kosten belaufen sich auf 30 Millionen Euro, Baubeginn ist Frühling 2020. Mit der Fertigstellung sollen 73 Wohneinheiten, eine Kita, eine Bäckerei, ein Café und eine Tiefgarage erstehen. Damit ist das Gebäude nicht nur energieeffizient, sondern auch vielseitig nutzbar und wirkt dem Wohnraummangel entgegen.

  • Arlinger Baugenossenschaft
  • Fertigstellung: 2021

Projekt “Urbaner Holzbau”: HOWOGE setzt auf Nachhaltigkeit bei Mehrfamilienhäusern

In Berlin-Adlershof wird ein weiteres Hybridhaus-Projekt umgesetzt. Die HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft hat hier das Projekt “Urbaner Holzbau” ins Leben gerufen. Es sollen drei Wohngebäude in Holzhybridbauweise errichtet werden. Neben Holz wird außerdem Stahl eingesetzt, wodurch eine hohe Tragfähigkeit bei einer gleichzeitig hochwertigen Optik erfüllt wird.

  • HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft
  • Fertigstellung: 2019

Innovation: Baubuche als Verbunddecke – “P1 Projekt”

Auch in Berlin-Weißensee wurde innovativ gebaut: Am Pistoriusplatz entstand ein Wohnblock mit vier- und fünf-geschossigen Wohnhäusern mit insgesamt 46 Wohnungen sowie einem Café. Die Besonderheit dieses Holzbaus ist die Holz-Beton-Verbunddecke, deren Oberfläche an vielen Stellen im Innenraum sichtbar ist. Das Projekt wurde bereits in 2018 fertiggestellt.

  • Kaden+Lager
  • Fertigstellung: 2018

“Woodie”: Immobilienmanageraward für Hamburger Studentenwohnheim in Holzhybridbauweise

In Hamburg wurde ein für Studenten attraktives Gebäude in Hybridbauweise mit 371 Wohneinheiten errichtet. Auf dem Sockel aus Stahlbeton reihen sich nun die einzelnen Holzmodule aneinander. Durch dieses Konzept konnte der Bau von üblichen 27 auf neun Monate reduziert werden. Das innovative Projekt wird belohnt: So gewann die PRIMUS developments GmbH den Immobilienmanageraward 2018 in der Kategorie Projektentwicklung Neubau.

  • PRIMUS developments
  • Fertigstellung: 2017

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