Smart Home Casenio: Senioren mögen es einfach

Lesezeit: 5 Minuten

Die meisten Senioren möchten möglichst lange und möglichst komfortabel zuhause leben. Betreutes Wohnen oder gar das Altersheim gilt es möglichst lange heraus zu zögern. Neue Technologien wie smarte Hilfe- und Komfortsysteme für die Wohnung unterstützen Ältere dabei, in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben zu können. Eines der Unternehmen, das den Bereich Smart Home für Senioren in den Fokus nimmt, ist die Berliner casenio AG. Das Start-up mit langjährigem IT-Hintergrund hat mit casenio ein Produkt entwickelt, das über die Funktionalität eines Hausnotrufs weit hinausgeht. Casenio-Vorstand Tim Lange über die Idee, Entwicklung und Zukunftspläne von casenio.

Herr Lange, sind Smart-Home-Produkte überhaupt etwas für Senioren?

Natürlich. Nur sind für ältere Menschen andere Funktionen wichtig als das, was die meisten erst einmal unter Smart Home verstehen – viele verbinden das Wort vor allem mit Dingen wie Heizungs- und Lichtsteuerung. Senioren dagegen erwarten einen anderen Nutzen. casenio zum Beispiel erkennt Gefahrensituationen – wie wenn der Herd oder Elektrogeräte beim Verlassen des Hauses oder Zubettgehen noch an sind. Es macht den Bewohner darauf aufmerksam und kann Herd und Geräte sogar eigenständig abschalten. Zudem kann casenio an wichtige Dinge wie die Medikamenteneinnahme oder das Messen von Vitaldaten erinnern, zum Beispiel die Blutdruckmessung. Auch können auf Wunsch in bestimmten Situationen ausgewählte Kontaktpersonen informiert werden, beispielsweise wenn ungewöhnlich lange keine Aktivität in der Wohnung festgestellt wurde oder der Hilferuf-Knopf gedrückt wurde.

Wie sind Sie auf die Idee zu casenio gekommen?

Viele Unglücke passieren daheim im Haushalt. Doch was ist, wenn in diesem Moment niemand da ist, um Hilfe zu leisten? So eine Situation erlebte 2012 einer unserer Mitarbeiter. Dieses Erlebnis war Auslöser für die Idee zu casenio. Wir, eine Gruppe von Kollegen, die beim IT-Systemhaus „Die Netz-Werker“ in Berlin arbeitete – heute die Muttergesellschaft von casenio – fragten uns: Was muss ein System können, das in solchen Situationen helfen kann? Es sollte ein System sein, das beiden Seiten gerecht wird. Ältere Menschen, Alleinlebende und Hilfebedürftige sollten weiterhin selbstbestimmt und sicher im gewohnten häuslichen Umfeld leben können und gleichzeitig sollte die Besorgnis der Angehörigen gemildert werden.

Mit unserem IT-Wissen im Hintergrund wollten wir ein Produkt schaffen, das eine Verbindung aus handelsüblicher Technik und innovativer IT-Technologie schafft. Das Produkt sollte einfach in der Installation und Bedienung, unaufdringlich in der häuslichen Umgebung und günstig in der Anschaffung sein. Der Name ist eine Mischung aus „casa“ für „Haus“ und „Senioren“.

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Sind Senioren – als Endnutzer – Ihre Hauptzielgruppe?

Unser Fokus ist mittlerweile vor allem auf den B2B-Bereich ausgerichtet: Kooperationen unter anderem mit Wohnungsbaugesellschaften, die casenio ihren Mietern als Mehrwert in der Mietwohnung anbieten wollen, sind in jüngster Zeit in den Vordergrund gerückt. Für Wohnungswirtschaftsunternehmen ist casenio eine gute Möglichkeit, Bewohnern zusätzlichen Service zu bieten und sich so von der Konkurrenz abzuheben. Dadurch, dass casenio keine baulichen Veränderungen erfordert, sparen Wohnungsbaugesellschaften hohe Investitionen in kabelgebundene Infrastruktur und bleiben flexibel, da sich die Sensoren ganz nach Bedarf zusammenstellen und ergänzen lassen.

An Endkunden wird das System bundesweit über Sanitätshäuser und Apotheken vertrieben. Gleichzeitig weiten wir aktuell unsere internationalen Aktivitäten aus.

Wie schätzen Sie den weiteren Bedarf ein?

Derzeit sind nur etwa ein Prozent der Mietwohnungen in Deutschland altersgerecht ausgestattet. Nach Einschätzungen von Marktexperten wären jedoch bis zum Jahr 2020 mindestens 800.000 weitere Wohnungen notwendig. Da es dauern wird, bis entsprechend viele altersgerechte Wohnungen fertiggestellt sein werden und zudem Senioren lieber in der eigenen Wohnung bleiben statt betreutes Wohnen in Anspruch zu nehmen oder in ein Altersheim zu ziehen, sind insbesondere Technologien gefragt, die Bestandswohnungen altersgerecht machen. Casenio ist so eine Technologie.

Was unterscheidet ältere und jüngere Endnutzer hauptsächlich voneinander?

Bei unseren Marktforschungsaktivitäten hat sich gezeigt, dass insbesondere Technologien für ältere Endnutzer nur dann erfolgreich sein können, wenn sie intuitiv zu bedienen sind. Sprich: Ja zum Smart Home. Senioren wollen es aber einfach. Wobei man sagen muss: Auch jüngere Nutzer wissen eine einfache Bedienung sehr zu schätzen. Mit casenio haben wir ein solches Produkt geschaffen, das zudem je nach Bedarf angepasst und erweitert werden kann. Viele Funktionen wie beispielsweise die Herdabschaltung sind ja nicht nur für ältere Nutzer interessant.

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Wie aufwendig und teuer ist die Installation von casenio?

Die Installation erfolgt kabellos und ist sehr einfach selbst vorzunehmen – bis auf den Herdsensor, der von einem Elektrofachmann vorgenommen werden muss. In der Wohnung selbst muss nur ein Stromanschluss vorhanden sein. Es ist kein Internet- und auch kein Telefonanschluss notwendig, die erforderliche Technik steckt in der Hauszentrale. Einen Internetanschluss benötigt man lediglich, um individuelle Einstellungen im casenio-Portal vorzunehmen, das kann allerdings von jedem Rechner erfolgen, also zum Beispiel auch bei Verwandten oder im Internet-Café. Die Sensoren müssen auch nicht verschraubt werden, sondern werden z.B. geklebt, gesteckt oder gelegt. Wie teuer casenio ist, hängt letztlich davon ab, wie viele Sensoren man haben möchte. Unsere günstigsten Basis-Pakete liegen bei 439 Euro UVP.

Wie geht es weiter mit casenio?

Der nächste Schritt soll die Entwicklung von casenio LIFE werden, einer App, die es Senioren ermöglichen wird, die Vorteile des Internets leichter für ihre Zwecke nutzen zu können – zum Beispiel sollen sie über die App Lebensmittel bestellen, einen Friseurtermin vereinbaren, ein Taxi rufen oder Bilder und Texte mit Familienmitgliedern austauschen können.

Die casenio AG

Die casenio AG ist eine Tochtergesellschaft von Die Netz-Werker AG. Die Netz-Werker Systemmanagement und Datennetze AG ist ein bundesweit agierendes Systemhaus, das seit mehr als 20 Jahren IT-Lösungen im infrastrukturellen Bereich und im Bereich der Netzwerksicherheit bietet. Im Mai 2014 wurde casenio als Tochtergesellschaft ausgegründet, im September 2015 mit dem Vertrieb begonnen. casenio ist mit dem Deutschen Seniorenlotsen zertifiziert und war 2015 einer der Preisträger des SmartHome Deutschland-Award in der Kategorie „Beste Start-ups“.

Über das casenio-System

Das casenio-System setzt sich zusammen aus der Hauszentrale, verschiedenen Sensoren und Aktoren und einem Service-Portal, mit dem sich das System individuell konfigurieren lässt. Die Hauszentrale ist die Zentraleinheit von casenio. Sie empfängt die Signale der Sensoren und Aktoren und leitet die Informationen an das Berliner Rechenzentrum weiter. In ungewöhnlichen Situationen warnt sie den Bewohner akustisch und visuell. Reagiert der Bewohner nicht, werden bestimmte Aktionen (zum Beispiel Herdabschaltung) durchgeführt oder die vorher festgelegte Benachrichtigungskette ausgelöst, das heißt, es werden ausgewählte Personen via E-Mail, App, SMS oder Anruf benachrichtigt.

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Die Funktechnik, die die Zentrale zur Kommunikation mit dem Rechenzentrum braucht, ist eingebaut. Für den Betrieb der Zentrale sind weder ein Internet- noch ein Telefonanschluss notwendig. Lautsprecher und ein eingebautes Mikrofon mit Freisprechfunktion dienen der akustischen, ein Touch-Display der bildhaften Kommunikation. Bei Stromausfall wechselt die Zentrale in den Batteriebetrieb.

2 Gedanken zu „Smart Home Casenio: Senioren mögen es einfach“

  1. Hallo!
    Finde den Artikel auch sehr gelungen und kann mich dieser Meinung nur anschliessen. Meine Großeltern wollten ebenfalls so einfach wie möglich ihre neues Wohndomizil haben und bedienen können.
    So etwas zu finden kannst du dir sicher vorstellen war nicht ganz einfach. Sind damals wochenlang quasi von Pontius zu Pilatus gefahren und haben uns alle Vorschläge angehört nur nie waren meine Großeltern damit zufrieden.

    liebe Grüße Manuel

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