Was bedeutet eigentlich WohWiTech?

Lesezeit: 6 Minuten

FinTech, PayTech, RegTech, BankTech, InsurTech, PropTech, FemTech, EdTech…

Die Liste der Kofferwörter – so nennt man die aus zwei überlappenden Wörtern entstanden Begriffe – ist lang und wird immer länger. Für jede Branche gibt es eine eigene, spezifische Gruppe an Technologie-Unternehmen, die die branchenspezifischen Produkte und Prozesse durch digitale Technologie verändert. Was sich hinter dem Begriff “WohWiTech” oder auch “WowiTech” verbirgt und was diese Unternehmen tun, lesen Sie in diesem Beitrag.

Das Wichtigste in Kürze

  • Tech-Kofferwörter wie PropTech und FinTech revolutionieren jeweils spezifische Branchen durch digitale Innovationen.
  • Die Immobilienbranche zeichnet sich durch eine Vielzahl von Assetklassen und Lebensphasen aus, was spezifische technologische Lösungen erfordert.
  • WowiTechs wie KIWI bieten maßgeschneiderte Technologien für die Wohnungswirtschaft, die den besonderen Anforderungen dieser Branche gerecht werden.

Dabei unterscheiden sich die Technologieunternehmen teilweise deutlich, und das nicht nur in Produkten und Technologie: In manchen Bereichen wie beispielsweise FinTech und InsureTech treten sie tendenziell als Angreifer gegenüber den etablierten Banken und Versicherungen auf, in anderen Bereichen wie den PropTechs eher als Dienstleister und Partner der Property- bzw. Immobilienunternehmen.

Begriffsabgrenzung als Kunst zu differenzieren

Und diese “Property-Branche” ist sehr groß. Laut ZIA trug die Immobilienwirtschaft mit über 670 Milliarden Euro fast 20 % zur gesamten Bruttowertschöpfung in Deutschland 2022 bei. Die Branche ist damit wesentlich größer als der Fahrzeugbau, dessen Wertschöpfung 2020 bei 132 Milliarden Euro lag. Das lässt erahnen, wie vielfältig die Immobilienbranche ist. Eine häufig genutzte Unterteilung zum besseren Begreifen der Branche sind daher die Assetklassen: So kann man beispielsweise Hotelimmobilien gut von Logistik-, Büro- oder Wohnimmobilien trennen. Die Assetklassen unterscheiden sich also in vielen Dimensionen maßgeblich voneinander. Neben den Assetklassen hilft auch die Unterscheidung in Lebensphasen von Immobilien: Besonders die Bau- und Bewirtschaftungsphasen sind sehr unterschiedlich und dienen der Einordnung von Unternehmen und Produkten. 

Die Unterschiede innerhalb der Immobilienbranche gehen so weit, dass eigene Verbände ausschließlich bestimmte Assetklassen repräsentieren. So ist beispielsweise der GdW der führende Verband für die deutsche Wohnungswirtschaft, während innerhalb der Wohnimmobilien z.B. Verwalter vom VDIV und Bauträger eher vom BFW repräsentiert werden. Trotzdem ist der Sammelbegriff “Immobilienbranche” natürlich sinnvoll – auch wenn es differenzierte Sichtweisen auf Assetklassen, Lebensphasen, Dienstleister etc. gibt.

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Gleiches gilt für den Begriff der PropTechs, unter den alle digitalen Unternehmen in der Immobilienbranche fallen, egal ob es sich beispielsweise um einen Anbieter für digitale Datenräume für große Gewerbe-Immobilientransaktionen handelt, den Anbieter eines Tools zur einfachen Mängelerfassung mittels digitaler Grundrisse während der Bauphase oder ein Unternehmen für digitalen Zutritt für Wohnungsunternehmen.

Spezialisierungen? Relevant für eine breit aufgestellte Branche!

Die Vielfalt der Branche wird auch deutlich, wenn man sich die wichtigsten Tech-Kofferwörter für die Immobilienbranche einmal anschaut. Neben PropTech stehen wenig überraschend Fintechs und InsureTechs ganz oben auf der Liste der Branche. Schließlich geht es bei Immobilien immer auch um viel Geld, Transaktionen und wichtige Versicherungsleistungen. 

Mit dem zunehmenden Reifegrad der Technologie-Unternehmen und (halbwegs) neuen Themen wie der Reduzierung des Co2 Ausstoßes durch Immobilien sind weitere Technologien für die Immobilienbranche relevant geworden. So haben sich zu Recht neben den Begriffen PropTech, FinTech und InsureTech im Kontext der Immobilien auch die Begriffe ConTech und CleanTech weiter etabliert. Auch hier steht abgrenzbare Innovationen für bestimmte Themen, im Fall der ConTechs für alle Themen rund um die Bauphase, die “Construction”; und im Fall der CleanTechs für alle Themen rund um die Reduzierung von Emissionen – für die die Immobilienbranche bekannterweise mit über 30% verantwortlich ist.

Seit kurzem ist, getrieben vom DigiWoh, dem Digitalisierungsarm des GdW, ein weiterer neuer Begriff entstanden: Die WowiTechs. So wie alle anderen Begriffe ist auch das ein Kofferwort aus dem deutschen Begriff “Wohnungswirtschaft”, kurz Wowi oder WohWi, und eben Tech. Im Vergleich zu vielen anderen Tech-Kofferwörtern schwingt hier also ein sehr lokaler Bezug mit, was bei der Struktur und DNA der Wohnungswirtschaft durchaus sinnvoll ist – auch wenn technische Lösungen natürlich oft auch länderübergreifend für andere Wohnungsunternehmen einsetzbar sind. Und wer weiß, vielleicht ist es in ein paar Jahren sinnvoll, den Begriff internationaler zu definieren als “HousingTech”, “MulitresiTech” oder einfach nur “ResiTech”.

Braucht es wirklich noch einen neuen Begriff?

Warum ist es aber sinnvoll, einen weiteren Begriff einzuführen? Da sind zum einen die Entscheider*innen der Wohnungswirtschaft, denen der neue Begriff Orientierungshilfe bietet. Selbst die größten Wohnungsunternehmen können die nach letztem Stand allein in Deutschland geführten ca. 800 PropTechs nicht ausreichend kennen. Entsprechend ist es für die Kunden von technologischen Lösungen wichtig zu verstehen, wer ihnen bei welchem Problem helfen kann – und wer nicht. So muss z.B. eine Wohnungsgenossenschaft im Harz mit 1.000 Wohnungen keinen Datenraumanbieter für internationale Transaktionen kennen. Kennen sollten sie aber sehr wohl die Anbieter von Mieterapps, Heizungsoptimierung oder digitalem Zutritt, der genau auf Wohnungsunternehmen zugeschnitten ist. 

Gleiches gilt auch für die PropTechs selber: So wichtig der Austausch über Branchengrenzen hinweg ist und Verbände wie der GPTI oder Unternehmen wie blackprint hier wertvolle Arbeit leisten, so wenig haben sich PropTechs teilweise technisch oder vertrieblich untereinander zu sagen. Auch hier geben also sinnvolle Abgrenzungen wichtige Orientierung.

Wie bei allen oben genannten Tech-Kofferwörtern ist auch der Begriff der WowiTechs inhaltlich ausreichend groß und ausreichend abgrenzbar  – auch wenn es hier natürlich ebenso wie zwischen anderen Tech-Kofferwörtern Schnittmengen geben kann. Ein Tech-Unternehmen, das bspw. die Nutzung von Co2 reduzierten Beton durch den Einsatz von digitaler Technologie ermöglicht, kann natürlich gleichzeitig ein ConTech, CleanTech und PropTech sein, wie ein WowiTech-Unternehmen auch gleichzeitg beispielsweise ein InsureTech sein kann.

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Lösungen für zahlreiche Geschäftsbereiche

Und auch unter der Überschrift der WowiTechs gibt es weiter eine große Vielzahl an unterschiedlichen Themen. Bestandshalter von Wohnimmobilien haben andere Bedürfnisse als Verwalter. Mehrfamilienhäuser unterscheiden sich von Einfamilienhäusern, Wohnungsbauunternehmen sind keine Facility Manager etc. 

Der Begriff WowiTech kann also nur weitere Orientierungshilfe sein, eine tiefergehende Beschäftigung mit Anbietern, Lösungen und Menschen dahinter nimmt er allen Beteiligten natürlich nicht ab. Die DigiWoh geht sogar noch einen Schritt weiter, für noch mehr Transparenz und vergibt Urkunden für “ausgezeichnete” WowiTechs, also Technologie-Unternehmen, deren Lösung bereits bei Wohnungsunternehmen im Einsatz ist. 

Differenzierung ja – Scheuklappen nein!

Abschließend ist noch wichtig, dass der Begriff natürlich keine Scheuklappen entstehen lassen soll oder Eintrittshürden für neue Ideen für die Wohnungswirtschaft schaffen soll – sondern im Gegenteil, die Innovation für die Branche einfacher zugänglich machen soll –  sowohl für die Wowis als auch die WowiTechs. Entsprechend freuen wir uns, mit KIWI schon bald eines der ersten “offiziellen” WohWiTechs in Deutschland zu sein und sind gespannt auf die weitere Innovation der kommenden Jahre in der Wohnungswirtschaft.

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Alle wichtigen Tech-Begrifflichkeiten im Umfeld der Wohnungswirtschaft nochmal im Detail:

HealthTech, FinTech und Co. – Schon einmal gehört? Sie alle digitalisieren bestehende Produkte und Prozesse von Unternehmen, sind jedoch in unterschiedlichen Branchen zuhause.

  • HealthTech: HealthTech bedeutet so viel wie Gesundheits-Technologien. HealthTech-Unternehmen gestalten die Digitalisierung des Gesundheitsmarktes mit. Sie entwickeln neue Technologien, die zu einer verbesserten medizinischen Versorgung führen. Dazu kann zum Beispiel auch die effiziente Analyse von Daten gehören.
  • Fin-Tech: FinTech-Unternehmen (FinTech = Financial Technologies) beschäftigen sich mit technischen Lösungen für die Finanzbranche. Fintechs wollen den Finanzsektor durch leicht zu standardisierende Finanzprodukte und Dienstleistungen revolutionieren.
  • ConTech: Neuer als PropTech ist der Begriff der ConTech – Construction Technologies, also die Verknüpfung von Baugewerbe mit technischen Lösungen. Digitale Prozesse sorgen auch in der Bauwirtschaft für beschleunigte Abläufe sowie für verringerte Bau- und Betriebskosten. ConTech-Unternehmen steigern die Effizienz in Bauplanung und Gebäudebewirtschaftung.
  • InsurTech: InsurTech vereint “Insurance” (Versicherung) und “Technology”. Diese Unternehmen nutzen innovative Technologien, um die Versicherungsbranche zu transformieren, Prozesse zu optimieren und Kundenbedürfnisse effektiver zu erfüllen.
  • CleanTech: CleanTech setzt sich aus “Clean” (sauber) und Technologie zusammen. Diese Unternehmen entwickeln umweltfreundliche Technologien und Lösungen zur Energieerzeugung, Ressourcenmanagement und Umweltschutz.
  • PropTech: PropTech steht für “Property” (Immobilie) und “Technology” Diese Firmen nutzen moderne Technologien, um die Immobilienbranche zu modernisieren, Prozesse zu automatisieren und neue Geschäftsmodelle zu schaffen.
  • WoWiTech: WoWiTech kombiniert “WohnungsWirtschaft” und “Technology”. Diese Unternehmen entwickeln innovative Technologien für die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, um Effizienz zu steigern, Nutzererlebnisse zu verbessern und neue Geschäftsmöglichkeiten zu schaffen.

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