Ambient Assisted Living (AAL): Technische Lösungen für mehr Lebensqualität im Alter

Die eigenen vier Wände statt eines Umzugs in ein Senioren- oder Pflegeheim – In der Immobilien- und Wohnungswirtschaft gibt es mehrere Angebote, die es älteren und pflegebedürftigen Menschen erlauben, möglichst lange in der vertrauten Umgebung leben zu können.

Unter dem Begriff Ambient Assisted Living (AAL), etwa: Alltagstaugliche Assistenzlösungen für ein selbstbestimmtes Leben, gibt es technische Lösungen wie zum Beispiel Aufstehhilfen, digitale Orientierungshilfen, Notrufsysteme oder auch digitale Schließanlagen.

AAL

Das Wichtigste in Kürze

  • Digitale Hilfssysteme unterstützen Nutzer in den Bereichen Sicherheit, Komfort und Unterhaltung.
  • Die potentielle Nutzergruppe umfasst in erster Linie Personen mit körperlichen und/oder geistigen Einschränkungen, also vornehmlich ältere Menschen und Menschen mit Behinderung.
  • Die Wohnungswirtschaft erschließt sich mit dem Einsatz von AAL-Lösungen eine spitze Zielgruppe mit konkreten Bedürfnissen.

Was ist Ambient Assisted Living (AAL)?

Unter dem Begriff Ambient Assisted Living werden Dienstleistungen und Produkte zusammengefasst, die Menschen solange wie möglich das Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen. Geht es um Produkte bzw. technische Lösungen, handelt es sich also um sogenannte altersgerechte Assistenzsysteme. Darunter fallen beispielsweise Technologien zur Notrufauslösung, Beleuchtung oder auch intelligente Türzugangssysteme.

Mit ihrer Hilfe können Menschen mit einer Pflegestufe, also beispielsweise Gehbehinderte oder auch Demenzkranke, deutlich länger in ihrem eigenen Zuhause bleiben, anstatt in eine Senioren- oder Pflegeeinrichtung umzuziehen zu müssen. Je nach persönlicher Grundvoraussetzung und gewählter AAL-Lösung ist eine weitestgehende Eigenständigkeit bis ins hohe Alter möglich.

Praktische Anwendungen

In der Praxis werden AAL-Systeme häufig in den Bereichen Sicherheit und Komfort eingesetzt. Anwendung finden zum Beispiel automatische Abschaltungen von Herdplatten und Öfen sowie Sturzerkennungssysteme im Bad. Ebenso weit verbreitet sind die automatische Regulierung von Temperatur und Beleuchtung, was nicht nur ein Plus an Komfort bedeutet, sondern auch eine Kosten- und Ressourcen-Schonung.

Weit verbreitet ist mittlerweile der Hausnotrufknopf, der Pflegepersonal, Rettungskräfte oder Angehörige in einem Notfall benachrichtigt. Der Knopf kann wie ein Lichtschalter fest in der Immobilie installiert oder mit einem Armband gekoppelt werden. Wird der Notruf ausgelöst, überträgt das System neben dem Notrufsignal auch den genauen Standort der hilfebedürftigen Person. Eine weitere Nutzungsmöglichkeit ist das obligatorische Anmelden am Morgen. Hat der Besitzer bis zu einer bestimmten Uhrzeit nicht die entsprechende Taste gedrückt, setzt sich ein Verantwortlicher mit ihm in Verbindung und sieht ggf. nach dem Rechten.

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Sicherer Zugang für Nutzer und Pflegekräfte

Digitale Schließanlagen bedeuten für pflegebedürftige Menschen sowohl eine Steigerung des Komforts als auch der Sicherheit, denn die Handhabung eines Transponders, der den klassischen Schlüssel aus Metall ersetzt, ist deutlich einfacher. Je nach System müssen die Bewohner lediglich auf den Transponder-Knopf drücken, um eine Tür zu entriegeln. An Hauseingangstüren muss der Transponder noch nicht einmal aus der Tasche genommen werden (im s. g. Handsfree-Modus): Sobald sich der Bewohner mit dem Transponder der Tür auf etwa 3 Meter nähert, entriegelt die Tür automatisch und muss nur noch aufgedrückt werden.

Der Zugang für Pflegepersonal und Angehörige ist mit einem digitalen Schließsystem ebenfalls leichter, besonders im Notfall. Sämtliche Türen, die zum Beispiel mit KIWI ausgestattet sind, lassen sich bei Bedarf per Knopfdruck am Computer öffnen. Befindet sich nun eine hilflose Person in einer Wohneinheit, kann die Verwaltung die Tür “aus der Ferne” entriegeln. Eine Pflegekraft braucht die Tür nur noch aufzudrücken.

Gleiches gilt für Aufgaben im Alltag: Pflegepersonen, die keinen Transponder ausgehändigt bekommen haben, oder auch Dienstleister wie zum Beispiel Handwerker, können per Knopfdruck in jeden Raum gelassen werden. Zudem gibt es die Möglichkeit, dass sich Dritte eine kostenlose Smartphone-App herunterladen, die dann von der Verwaltung freigeschaltet wird. Die freigegebenen Türen können dann über die Smartphone-App entriegelt werden.

AAL-Projekt in Berlin

KIWI hat beim Berliner Projekt „Pflege@Quartier„, das vom kommunalen Wohnungsunternehmen GESOBAU gemeinsam mit der AOK Nordost ins Leben gerufen wurde, die Hauseingangstür sowie die Wohnungstür mit dem digitalen Schließsystem ausgestattet. Das Konzept des Projekts wurde gemeinsam mit Bewohnern erarbeitet und orientiert sich an den vorhandenen Bedürfnissen älterer und pflegebedürftiger Menschen. Bei den Einbauten wurden bewusst technische Lösungen gewählt, die für Nutzer leicht bedienbar und bezahlbar sind.

Interessierte können sich in einer Musterwohnung im Märkischen Viertel in Berlin über die technischen Lösungen und Alltagshilfen informieren, die das selbstbestimmte Wohnen im Alter ermöglichen bzw. erleichtern.

Marktentwicklung von AAL

Smart-Home-Technologien, die den Alltag erleichtern und komfortabler machen, gibt es bereits seit längerem, bislang häufig allerdings eher im privaten Bereich. Dazu gehören Geräte mit Sprachsteuerung, aber auch vernetzte Rauchmelder und intelligente Stromzähler (z. B. Smart Meter). Im Bereich Pflege und Alltagsmanagement im Alter sind technische Lösungen bislang eher noch die Ausnahme.

Der Einzug in die Haushalte scheitert häufig an Installation und Bedienung, also weniger an der Akzeptanz der potentiellen Nutzer, sondern vielmehr an den Entscheidern in den Pflege- und Wohneinrichtungen. Die Furcht, ein fehleranfälliges System anzuschaffen, das bei einem Ausfall womöglich nicht vom eigenen Hausmeisterteam repariert werden kann, scheint hoch.

Da viele Lösungen keine einheitliche technische Grundlage bieten, ist diese Furcht nicht aus der Luft gegriffen, obwohl viele Anbieter einen eigenen Notfall- und Reparaturservice anbieten. Wie auch bei anderen PropTech-Lösungen scheint hier die Einigung auf einen Smart-Home-Standard sinnvoll und notwendig, ebenso wie die Nutzung von offenen Schnittstellen (API).

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Wer trägt die Kosten?

Die Finanzierung von AAL-Technologien ist mitunter ein weiterer Hinderungsgrund für die Entscheidung eines digitalen Hilfesystems, denn grundsätzlich sind die Kosten zunächst einmal von den Einrichtungen bzw. den Privatpersonen selbst zu tragen. Neben Initialkosten kommen bei einigen Systemen noch laufende Kosten hinzu, zum Beispiel Nutzungs- oder Servicegebühren. Da es diesen Kostenpunkt bei vielen Einrichtungen aktuell oft nicht gibt, ist die Hemmschwelle höher als bei Einrichtungen und Institutionen, die bereits grundsätzlich mit laufenden Smart-Home-Kosten kalkulieren.

Unter bestimmten Bedingungen gibt es finanzielle Unterstützung für Einzelpersonen. Ist eine Pflegestufe anerkannt, gibt es beispielsweise Fördermöglichkeiten. Im Rahmen der Bezuschussung sogenannter wohnumfeldverbessernder Maßnahmen übernehmen die Pflegekassen bis zu 4000 Euro der Kosten. Darunter fällt beispielsweise der Einbau eines Treppenlifts. Entscheidend ist dabei stets, dass die Pflegekasse die Notwendigkeit und/oder eine deutliche Erleichterung im Alltag für die pflegebedürftige Person anerkennt.

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