Von der einfachen Strommessung bis hin zur gezielten Stromverteilung – Die offizielle Einführung von Smart Meter ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum digitalen Gebäude, das nicht nur effizient betrieben, sondern auch mit geringem Aufwand verwaltet werden kann. Die intelligenten Stromzähler bieten für die Wohnungswirtschaft bereits ab dem ersten Tag der Installation Vorteile, vor allem aber mittel- und langfristig.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat den offiziellen Startschuss für Smart Meter gegeben: Die intelligenten Stromzähler können seit Anfang 2020 installiert werden. Die Installation ist in einigen Fällen sogar verpflichtend.
- Bislang haben drei Hersteller für Kommunikationsmodule (“Gateways”) ein Zertifikat erhalten.
- Wohnungsunternehmen profitieren in erster Linie von einem verringerten Verwaltungsaufwand.
So sieht ein Smart-Meter-System aus
In der Immobilie selbst besteht Smart Meter im Grunde aus zwei Teilen: den digitalen Stromzählern in den Wohnungen sowie den Gateways in den Fluren, die die Informationen an z. B. die Systeme der Hausverwaltungen oder an angeschlossene Smart-Home-Anwendungen weiterleiten. Die Gateways sollen künftig auch die Daten anderer intelligenter Messsysteme übermitteln, also zum Beispiel von Wasser- und Erdgas-Messinstrumenten.
Die digitalen Stromzähler erfassen nicht nur den Stromverbrauch und geben die Daten weiter, sondern speichern die Werte auch. Bewohner können somit zum Beispiel selbst ablesen, wieviel Strom verbraucht wurde und wie sich der Verbrauch im Vergleich zum Vormonat entwickelt hat.
Smart-Meter-Systeme werden mit anderen Anwendungen über eine Schnittstelle (API) verbunden. Handelt es sich bei den Anwendungen um eine digitale Lösung eines anderen Unternehmens, ist häufig eine offene Schnittstelle notwendig – s. a. PropTechs: Darum geht es nicht ohne offene Schnittstellen (API).
Der Begriff Smart Meter
Wenn von Smart Meter die Rede ist, sind derzeit meistens digitale Stromzähler gemeint, die ihre Daten per Fernübertragung an z. B. den Stromversorger übermitteln. Genaugenommen fallen allerdings sämtliche digitalen Messsysteme in diesen Bereich, also auch digitale Zähler für Wasser-, Gas- und Fernwärmeverbrauch, die per Fernübertragung Zählerstände übermitteln.
Das hat das zuständige Bundesamt entschieden
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat den offiziellen Startschuss für Smart Meter gegeben: Seit Ende Januar 2020 tragen drei Smart-Meter-Gateways ein offizielles BSI-Siegel, so dass die technischen Voraussetzungen für eine systematische Einführung von Smart Meter gegeben sind. Die drei Geräte werden von den Firmen EMH metering GmbH, Sagemcom Dr. Neuhaus GmbH und der Power Plus Communications AG angeboten.
Messstellenbetreiber haben nun drei Jahre Zeit, um wenigstens 10 Prozent ihres Bestandes mit der Smart-Meter-Technologie auszustatten. Für die übrigen 90 Prozent bleiben weitere fünf Jahre Zeit.
In diesen Fällen ist Smart Meter Pflicht
Aktuell gibt es drei Szenarien, in denen der Einbau eines Smart-Meter-Systems vom Gesetzgeber vorgeschrieben ist:
- Haushalte, deren Stromverbrauch bei über 6.000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr liegt (zum Vergleich: der Durchschnittswert eines Haushaltes mit vier Personen liegt bei etwa der Hälfte),
- Betreiber von Solaranlagen (oder anderen Anlagen, die Strom erzeugen), die eine Nennleistung von 7 Kilowatt (kW) oder mehr haben,
- Nutzer von Nachtspeicherheizungen oder Wärmepumpen mit einem verringertem Netzentgelt.
Ab 2021 dürfen auch Vermieter darüber entscheiden, ob ein digitaler Stromzähler eingebaut wird. Bis dahin entscheiden zunächst nur die Messstellenbetreiber über den Einzelfall.
Was passiert mit den gesammelten Daten?
Welche Daten zu welchem Zweck übertragen werden, ist gesetzlich geregelt. In erster Linie geht es dabei um die Messwerte, die an Energielieferanten und Netzbetreiber übermittelt werden. Ist der Mieter einverstanden, dürfen zudem noch weitere Stellen die Daten erhalten, zum Beispiel Direktvermarkter. Wer im konkreten Fall die Daten erhält, erfahren die Mieter von den Messstellenbetreibern, die entsprechende Datenblätter bereithalten müssen.
Der Sicherheitsstandard für die Datenübermittlung gilt bei Smart Meter grundsätzlich als sehr hoch. So hat das BSI für die Gateways entsprechende Schutzprofile erstellt und vergleichsweise hohe Sicherheitsanforderungen gestellt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Unbefugte die Daten abgreifen, ist also gering.
Der Vorteil für Mieter
Mit einem Smart-Meter-System können Bewohner den eigenen Stromverbrauch auf die Minute genau ablesen und bei Bedarf mit dem Vormonat vergleichen. Zudem helfen die Systeme, potentielle “Stromfresser” zu ermitteln und die Nutzung ggf. anzupassen oder gar einzustellen. Darüber hinaus können die Geräte helfen, günstige Stromtarife zum Beispiel zur Nachtzeit zu nutzen, wenn beispielsweise das Elektroauto aufgeladen werden soll.
Der Vorteil für Vermieter
Hausverwalter profitieren von Smart Meter vorrangig durch einen geringeren Verwaltungsaufwand. Zum Stromablesen muss kein Servicemitarbeiter des Stromversorgers in die Immobilie gelassen werden, die Daten werden automatisch oder durch manuelles Abrufen durch den Versorger digital übermittelt. Durch das Fernablesen fällt ein Vorort-Termin für die Verwaltung also weg, inklusive der damit verbundenen Kommunikation.
Zudem steigert Smart Meter gerade in Kombination mit anderen Smart-Home-Lösungen die Attraktivität einer Immobilie. Dabei geht es nicht nur um Komfort, sondern auch um die umweltfreundliche Nutzung von elektrischen Geräten. Laut einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom sind bereits zwei Drittel der Bevölkerung bereit, elektrische Heiz- und Kühlgeräte so steuern zu lassen, dass Ressourcen geschont werden.
Die Zukunft von Smart Meter
Bislang hat sich noch kein Smart-Home-Standard etabliert, der eine universelle Verknüpfung der Anwendungen ermöglicht. Welche Dienste künftig auf Smart Meter aufsetzen werden, ist ohnehin schwer vorherzusagen.
“Die besonders abgesicherte Kommunikationsinfrastruktur bietet auch anderen Branchen ganz neue Anwendungsmöglichkeiten, etwa im Gesundheitswesen”, erklärt Robert Spanheimer, Energiefachmann der Bitkom. Entscheidend sei dabei, dass die dafür notwendigen Standards schnell weiterentwickelt werden.
Welche konkreten Möglichkeiten Smart Meter bieten kann, ermittelt zum Beispiel das Projekt SUITE. Auf Basis von Smart-Meter-Daten werden hier intelligente und zugleich adaptive Servicedienstleistungen gesucht, die im Zusammenspiel ein digitales Ökosystem bilden. In diesem Ökosystem sollen zum Beispiel die Bewohner einer Immobilie in der Lage sein, sich aus verschiedenen technischen Anwendungen jene Dienste auszusuchen, die für sie von Nutzen sind. Dabei kann es sich sowohl um Energieeffizienz- als auch um Komfort- sowie um Assistenzdienste handeln.
Denkbar ist beispielsweise eine Lösung für altersgerechtes Wohnen (Ambient Assisted Living – AAL), bei der eine Pflegekraft benachrichtigt wird, sobald der Stromverbrauch in einer Wohneinheit zu einer bestimmten Tageszeit ungewöhnlich niedrig ausfällt. Die Pflegekraft kann dann in der Wohnung vorbeischauen und nach dem Rechten sehen.
Das Projekt SUITE wird gemeinsam von dem Smart-Energy-Anbieter Fresh Energy, dem Wohnungsunternehmen Vonovia, dem Softwareunternehmen Hakisa, dem Elektronikunternehmen Hager Group und der IKT-FH Dortmund durchgeführt.
Was kostet Smart Meter?
Für einen durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalt in einem Einfamilienhaus kostet Smart Meter pro Jahr höchstens 60 Euro – die tatsächlichen Kosten für Smart Meter sind also verbrauchsabhängig. Da das Sparpotential durchschnittlich zwischen 60 und 150 Euro liegen soll, rechnet sich die Installation.
Für Mieter soll die Preisobergrenze seitens der Bundesnetzagentur bei höchstens 20 Euro liegen.
Julia Rubin verantwortet Marketing und Kommunikation bei KIWI. In der Immobilienwelt ist sie durch ihre vorherige Tätigkeit bei BSR Tochter Berlin Recycling schon lange zuhause. Sie kennt die besten Veranstaltungen und spannendsten Artikel zum Thema PropTech, Smart Home und Digitalisierung und berichtet über interne KIWI News.