Großstadtmenschen kennen das – an jeder Ecke wird gebaut. Kein Wunder, denn die Baubranche boomt. Allein in Berlin wurden im vergangenen Jahr ca. 25.000 Bauanträge für Wohnungen bewilligt und nur ca. 63% , davon wirklich genutzt. Die Kosten explodieren und Handwerker sind Mangelware. Eine Mindestwartezeit auf einen Handwerker von drei Monaten ist fast schon normal geworden. Im Durchschnitt sind Handwerker auf dem Bau 50 Jahre alt und werden aus dem Ausland bestellt, denn Deutschland kann die große Nachfrage an Fachpersonal nicht mehr bewältigen. In Anbetracht der Problematik rückt die Digitalisierung immer mehr in den Vordergrund, um smarte und intelligente Lösungen für beide Seiten, Anbieter und Nachfrager, zu schaffen. Wie stellt sich also die Lösung für den Handwerkermangel dar?
Das Wichtigste in Kürze
- Den passenden Handwerker finden, ist schwierig.
- Dank digitaler Angebote kann sich dieses Problem lösen lassen.
- Beschleunigte und vereinfachte Prozesse führen zu einem geringeren Bedarf an Handwerkern und mehr Effizienz am Markt.
Immer mehr Kommunen rüsten mit Neubauten oder großen Sanierungsprojekten auf. Es handelt sich schon lange nicht mehr um einen Verbrauchermarkt, sondern vielmehr um einen Handwerkermarkt. Betriebe können aus einer Vielzahl an Aufträgen auswählen und ihre Preise enorm erhöhen. Dieser Bauboom könnte jedoch bald zum Problem werden. 40% der Betriebe, die offene Stellen zu vergeben haben, fürchten bereits jetzt keine geeigneten Handwerker zu finden. Kein Wunder, denn die Arbeitslosenquote unter Handwerkern liegt in Deutschland bei ca. zwei Prozent. Dies könnte rasch zu einer Wachstumsbremse beitragen.
Auch ein Blick in die Zukunft sieht hier nicht rosig aus: Immer weniger junge Menschen wollen einen Handwerksberuf erlernen. Das Bundesarbeitsministerium geht davon aus, dass bis zum Jahr 2030 rund 800.000 Handwerker fehlen werden. Die momentane Lösung: Handwerker, die hierzulande gesucht werden, aus dem Ausland engagieren. Tatsächlich gibt es dabei allerdings oft Probleme mit der deutschen Bürokratie, denn die Arbeitsregelungen sind häufig so unübersichtlich, dass Arbeitssuchenden und Arbeitgebern der Durchblick fehlt.
Handwerkermangel: Auswirkungen auf die Wohnungswirtschaft
Viele kennen das bereits: Man sucht einen Handwerker, um beispielsweise eine Altbauwohnung zu renovieren. Von zehn angerufenen Firmen weisen einen sechs gleich am Telefon zurück, drei versprechen ein Angebot, schicken aber keines und einer erscheint zwar, unterbreitet jedoch ein nicht marktgerechtes Angebot. Der Handwerkermangel macht es nicht nur für Privatpersonen schwierig einen geeigneten Handwerker zu finden. Die Auswirkungen auf die Wohnungswirtschaft sind ebenso gravierend. Wenn Wohnungen nicht zeitnah modernisiert werden, führt dies unwillkürlich zu Leerstand und Mietausfällen. Bereits bewohnte Wohnungen, die renovierungs- oder reparaturbedürftig bleiben, weil kein Handwerker gefunden wird, resultieren meist in unzufriedenen Mietern und einer schlechten PR für das jeweilige Wohnungsunternehmen.
So wird wieder gehämmert – digitale Lösungen gegen den Handwerkermangel
1. Den passenden Handwerker finden
Wer einen geeigneten Handwerker finden möchte, hat einige Möglichkeiten dank Digitalisierung. Privatpersonen, die einen Handwerker suchen, verwenden derzeit die folgenden Plattformen:
- Online Handwerkerportale wie my-Hammer.de oder Handwerker123,
- eBay Kleinanzeigen und
- diverse Facebook-Gruppen.
Doch für die Wohnungswirtschaft, die weitaus größere Projekte angeht und daher einen sehr viel höheren Bedarf hat als der Privatkunde, sind MyHammer und Co. eher ungeeignet, um Handwerker zu finden. Sie benötigt andere Lösungen, einige stellen wir hier vor:
ANIMUS ist eine Quartiersoftware für Immobilienunternehmen, welche Funktionen für Mieter und Vermieter bereithält. Mithilfe der App können Mieter beispielsweise einen Wäscheservice, Paketservice, eine Eventorganisation und ein Teilnehmermanagement, für beispielsweise Straßenfeste und Mieterversammlungen, in Anspruch nehmen. Für Mieter und Vermieter werden währenddessen die folgenden Features bereitgestellt: Anzeige freier Wohneinheiten, die Verwaltung von Dokumenten, Beanstandungen und ein Dienstleistermanagement. Letzteres stellt einen individuell befüllbaren Katalog dar, in welchem sich Angebote von Dienstleistern aus der Umgebung finden. Hierunter sind auch Handwerker zu finden, weswegen die Software Anbieter und Nachfrager auf eine simple Weise zusammenbringt.
Zudem verspricht das Service-Portal Mareon Hilfe beim Finden von Handwerkern zu leisten. Mit dieser soll die Auftragsvergabe an einen Handwerker noch digitaler werden. Sollte ein Schaden gemeldet werden, gibt der Sachbearbeiter den Auftrag direkt an einen passenden, zur Verfügung stehenden Handwerker weiter. Dieser erhält sofort alle relevanten Auftragsdetails. Das erspart Handwerkern und Wohnungsunternehmen Zeit. So können sehr viel mehr Aufträge abgearbeitet werden.
Das PropTech Doozer stellt eine weitere Lösung für den Handwerkermangel dar. Die Online-Softwareplattform macht die Sanierung und Modernisierung im Innenausbaubereich von Wohnungen für Wohnungsunternehmen zeit– und kostenminimal möglich. Daraus ergeben sich Vorteile für Handwerker und für die Wohnungswirtschaft. Handwerker profitieren davon, dass Wohnungsmaße und Angebotspreise automatisch durch die Software berechnet werden. Aus diesem Grund sind Aufträge ohne eine Vorbesichtigung möglich. Ebenso entfallen die mühsame, manuelle Kalkulation sowie zähe Nachverhandlungen. Ein weiteres Plus ist die Optimierung der Auslastung für Handwerksbetriebe.
Die Wohnungswirtschaft erhält mit der Software ein integriertes Modernisierungs-Management. Durch die Digitalisierung werden Prozesse beschleunigt. Was vorher sechs Wochen in Anspruch genommen hat, kann nun dank der Online-Verwaltung in 60 Minuten erledigt werden. Beim Suchen des passenden Handwerkers, kann aus professionell vorbereiteten Leistungsbildern aus allen Gewerken ausgewählt werden. Umgehend erhält man mindestens drei Angebote, die miteinander verglichen werden können. Die enorme Zeitersparnis bedeutet letztendlich auch eine große Einsparung von Kosten.
2. Mehr Zeit ohne aufwendige Schlüsselübergaben
Ein weiterer Lichtblick in Zeiten des Handwerkermangels stellt das schlüssellose Zugangssystem KIWI dar. Die Smartphone App fungiert als digitales Schlüsselbund, wobei Zugangsberechtigungen in Echtzeit durch das Wohnungsunternehmen vergeben und wieder entzogen werden können. Dadurch ergibt sich ein geringerer Zeitaufwand für Handwerker, die fortan unnötige Autofahrten von und zu den Schlüsselbüros vermeiden können. Dies führt zu einem schnelleren Abarbeiten von Aufträgen, wodurch mehr Aufträge bewältigt werden können. Schlussendlich haben Handwerker dadurch mehr Kapazitäten, um die hohe Nachfrage verstärkt befriedigten zu können.
Auch die Wohnungswirtschaft profitiert von KIWI. Ein geringerer Zeitaufwand und weniger benötigtes Personal führen zu einer Einsparung von Kosten. Ebenso behalten sie die Schlüsselhoheit, da sie dank der KIWI App jederzeit bestimmen können, wer Zutritt zu einem Wohnhaus hat und wer nicht.
3. Position stärken: Handwerkernachfrage reduzieren
Wenn die Nachfrage das Angebot übertrifft, entsteht ein Nachfragedefizit. Dieses gilt es zu reduzieren. Eine weitere Lösung stellen Sensoren zur Früherkennung von Problemen dar. Damit werden Probleme identifiziert, noch bevor sie entstehen können.
Eine Präventionsmaßnahme ist ein Smart-Home-Wassermelder. Mit ihm lassen sich potenzielle Gefahrenzonen rechtzeitig erkennen, bevor überhaupt ein Wasserschaden entsteht und Handwerker bestellt werden müssen. Ein Anbieter hierfür ist der Axa Wasserwächter.
Schimmelschäden durch Feuchtigkeit können ebenso vorab identifiziert werden. Die Schimmel Guard Sensoren von Rysta werden innerhalb einer Wohnung installiert und messen Temperatur sowie Luftfeuchtigkeit. Auch so lassen sich gravierende Schäden und preisintensive Handwerker vermeiden.
Durch verschiedene Smart Home Lösungen können so größere Schäden vermieden werden.
Digitale Zukunft
Die Digitalisierung hält viele unterschiedliche Lösungen zur Bewältigung des Handwerkermangels bereit. Durch moderne Smart Home Sensoren wird die Notwendigkeit eines Handwerkers minimiert. So kann dem aktuellen Handwerkermangel effektiv entgegengewirkt werden. Außerdem kann der Prozess einen Handwerker zu finden vereinfacht werden. Dank Softwarelösungen werden Vermieter, die Handwerker suchen, direkt mit diesen vernetzt. Dadurch können viele Schritte verkürzt und effizienter gestaltet werden. Das schlüssellose Zugangssystem KIWI ermöglicht währenddessen einen einfacheren und schnelleren Zugang zu Gebäude und Wohnungen, was ebenfalls viel Zeit und Kosten spart.
Der Zukunft innerhalb der Wohnungswirtschaft kann somit trotz des aktuellen Handwerkermangels optimistisch entgegengeblickt werden. Die Digitalisierung hält jetzt bereits eine Vielzahl neuer Lösungen bereit.
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Der Experte für Wohnungswirtschaft Karsten Nölling ist seit September 2016 Vorsitzender der Geschäftsführung der KIWI.KI GmbH. Bereits seit Ende 2014 war er als Vertriebsleiter bei KIWI tätig und Mitglied des Executive Committees. Vor KIWI entwickelte er als Firmengründer einen digitalen Concierge Service für Hotels und war als Head of Operations für das Startup 9flats verantwortlich. Davor war Karsten Nölling Unternehmensberater bei McKinsey & Company und Projektleiter für Lean Manufacturing bei Mercedes-Benz. Sie finden ihn auf Twitter und LinkedIn.