Die Digitalisierung ist in der Wohnungswirtschaft angekommen. Fast jedes zweite Unternehmen sieht sich laut der ZIA-Digitalisierungsstudie 2019 auf einem guten Weg in Richtung digitale Transformation – 5 Prozent bezeichnen sich sogar als Experten. Dass digitale Prozesse notwendig sind, ist in der Branche also mittlerweile angekommen.
Die Digitalisierung der Wohnungswirtschaft wird vor allem von sogenannten PropTech-Unternehmen vorangetrieben, die Abläufe und Prozesse digitalisieren, die vormals nicht-digital durchgeführt wurden. In diesem Zusammenhang werden oft auch Begriffe wie Smart Home, Smart Office, Smart Building oder Smart City genannt.
Was sich hinter dem Begriff PropTech verbirgt und was diese Unternehmen tun, lesen Sie in diesem Beitrag.
Das Wichtigste in Kürze
- PropTechs nutzen technische bzw. digitale Lösungen, um einzelne Abläufe oder ganze Prozesse wie zum Beispiel das Vermieten von Immobilien durchzuführen.
- Durch diese Digitalisierung werden die Prozesse in der Regel effizienter und kostengünstiger.
- PropTechs sind in fast sämtlichen Bereichen der Wohnungswirtschaft zu finden.
Das Wort PropTech setzt sich aus den Begriffen Property (etwa: Immobilie) und Technology (Technologie) zusammen. PropTechs setzen also Technologien ein, um Immobilien zu verwalten und zu bewirtschaften – Zielgruppe sind somit Unternehmen der Wohnungswirtschaft.
Die zahlreichen Aufgaben der Wohnungswirtschaftsunternehmen werden durch diese Digitalisierung vereinfacht. PropTech-Unternehmen nutzen dafür entweder bestehende Soft- und Hardware oder entwickeln neue, eigene Lösungen.
Neben dem Einsparen von Kosten verbessern PropTechs vor allem die Qualität sowie die Flexibilität und die Transparenz des Leistungsangebots ihrer Kunden. Die Digitalisierung trägt dadurch zum langfristigen Erfolg von etablierten Immobilienunternehmen bei.
Abgrenzung zu anderen Branchen
HealthTech, FinTech und Co. – Schon einmal gehört? Sie alle digitalisieren bestehende Prozesse von Unternehmen, sind jedoch in unterschiedlichen Branchen zuhause. Die Branchenzugehörigkeit ist also der große Unterschied zu PropTechs.
HealthTech
HealthTech bedeutet so viel wie Gesundheits-Technologien. HealthTech-Unternehmen gestalten die Digitalisierung des Gesundheitsmarktes mit. Sie entwickeln neue Technologien, die zu einer verbesserten medizinischen Versorgung führen. Dazu kann zum Beispiel auch die effiziente Analyse von Daten gehören.
FinTech
FinTech-Unternehmen (FinTech = Financial Technologies) beschäftigen sich mit technischen Lösungen für die Finanzbranche. Fintechs wollen den Finanzsektor durch leicht zu standardisierende Finanzprodukte und Dienstleistungen revolutionieren.
ConTech
Neuer als PropTech ist der Begriff der ConTech – Construction Technologies, also die Verknüpfung von Baugewerbe mit technischen Lösungen. Digitale Prozesse sorgen auch in der Bauwirtschaft für beschleunigte Abläufe sowie für verringerte Bau- und Betriebskosten. ConTech-Unternehmen steigern die Effizienz in Bauplanung und Gebäudebewirtschaftung.
[teaser-konfigurator]So profitiert die Wohnungswirtschaft von PropTechs
Wohnungsunternehmen treiben die eigene Digitalisierung voran, um Abläufe einfacher zu gestalten, um Kosten zu senken und um damit wettbewerbsfähig zu bleiben. Wenn diese Transformation nicht mit hauseigenen Mitteln gelingt oder zu aufwändig ist, kommen PropTechs ins Spiel.
PropTechs bieten Wohnungsunternehmen zahlreiche Möglichkeiten für digitale Lösungen an. Sie gestalten Prozesse schlanker und effizienter. Durch zum Beispiel eine vereinfachte Verwaltung werden der zeitliche Aufwand minimiert und Kosten eingespart. Das somit freigelegte Kapital kann anderweitig eingesetzt werden, um beispielsweise andere Prozesse zu optimieren oder die eigene Marktposition zu stärken.
Wie beeinflussen PropTechs die Wohnungswirtschaft?
Hier laden Sie sich unsere übersichtliche Infografik kostenlos herunter:
Wie finden PropTechs und Unternehmen der Wohnungswirtschaft zusammen?
Verbände schlagen oftmals die Brücke zwischen PropTechs und etablierten Unternehmen aus der Wohnungswirtschaft. Auf der einen Seite helfen sie PropTech-Unternehmen, sich zu vernetzen. Auf der anderen Seite bieten sie den Wohnungsunternehmen die Chance, einen besseren Überblick über aktuelle PropTech-Lösungen zu erhalten.
Die German PropTech Initiative (GPTI) kann hier erster Ansprechpartner sein. Etablierte Verbände wie beispielsweise der ZIA (Zentraler Immobilien Ausschuss) befassen sich ebenfalls mit dem Thema. Der ZIA organisiert Veranstaltungen wie zum Beispiel den Innovationskongress und bildet Ausschüsse wie den Digitalisierungsausschuss, die sich mit der Digitalisierung befassen. Unternehmen der Wohnungswirtschaft und PropTech-Unternehmen setzen sich hier gemeinsam an einen Tisch.
Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW bietet ebenfalls eigene Format an, wie zum Beispiel den Wohnzukunftstag, auf dem sich PropTechs den etablierten Wohnungsunternehmen vorstellen. Zudem gibt der GdW einen Leitfaden für Wohnungsunternehmen heraus, der eine Orientierung beim digitalen Wandel geben soll.
Zudem gibt es Unternehmen, die PropTechs dabei helfen, eine Anschubfinanzierung zu erhalten und sich anschließend auf dem Markt zu etablieren. High Rise Venture unterstützt beispielsweise PropTechs im Bereich der Immobilienbewirtschaftung in der Frühphase ihrer Entwicklung. Der PropTech Company Builder hilft beim Entwickeln passender B2B-Geschäftsmodelle, um die Technologien der PropTechs in der Immobilienbranche zum Erfolg zu bringen. Auch der Venture Capital Fonds PropTech1 fokussiert sich auf das Digitalisierungspotenzial der Immobilienwirtschaft. Er unterstützt Startups mit dem nötigen Kapital und fördert Synergien mit einem starken Netzwerk in die Branche.
[newsletter-box]Lösungen für zahlreiche Geschäftsbereiche
PropTech-Unternehmen gibt es in allen Geschäftsfeldern der Immobilienbranche – beachten Sie dazu auch die PropTech-Übersicht mit Infografik. Bei der Bau- und Instandhaltung gibt es PropTechs im Bereich Bauträgerunternehmen und Facility Management. In der Verwaltung unterstützen PropTechs mit Software-Lösungen, bei Investments, Versicherungen und der Vermietung. Sie digitalisieren technische Anlagen wie Aufzüge, Türschlösser und Klingelanlagen. Außerdem sind sie in der Versorgung tätig in den Bereichen Heizung, Energie- und Messdienstleister. Zudem können digitale Lösungen den Kontakt zwischen Wohnungswirtschaft und Mietern verbessern. Durch Dienstleistungen für Bewohner sind PropTechs auch in der Gesundheit und Pflege, Logistik und im Service anzutreffen.
In diesem Zusammenhang wird oft über das Thema Smart Home gesprochen. Smart-Home-Lösungen können die Wohnqualität und damit die Mieterzufriedenheit erhöhen. Da zugleich der Immobilienwert gesteigert wird, sind Smart-Home-Lösungen auch für Wohnungsunternehmen interessant.
PropTechs bieten Lösungen an für den Smart-Home-Bereich (also den privaten Wohnraum), für Smart Office (für Büroräume), für Smart Building (für vollständige Wohnhäuser) und für Smart City (für vernetzte Stadtflächen).
PropTechs gestalten die Zukunft der Wohnungswirtschaft
Die Notwendigkeit, sich mit der Digitalisierung zu beschäftigen und zeitnah eigene Prozesse anzuschieben, wurde in der Wohnungswirtschaft erkannt, wie die eingangs erwähnte ZIA-Digitalisierungsstudie zeigt. Es gibt einige Wohnungsunternehmen, die die Potenziale der Digitalisierung früh für sich entdeckt haben und bereits seit Jahren in diesen zukunftsweisenden Bereich investieren. Nun gilt es, die vorhandenen Lösungen zu optimieren, sinnvoll miteinander zu verknüpfen und einheitliche Standards zu entwickeln. Einen Teil dazu beitragen können beispielsweise digitale Plattformen, die Einzellösungen zu einem einheitlichen System verbinden. Im Arbeitsalltag sorgen Plattformen dafür, dass Anwendungen übersichtlicher gestaltet sind und leichter bedient werden können.
Die Schaffung von Synergien zwischen etablierten Unternehmen und PropTechs wird mehr denn je ein wichtiger Teil der Zukunftsgestaltung der Wohnungswirtschaft sein. Gelingt die Zusammenarbeit, werden die digitalen Lösungen der PropTechs einen echten Beitrag dazu leisten.
Der Experte für Wohnungswirtschaft Karsten Nölling ist seit September 2016 Vorsitzender der Geschäftsführung der KIWI.KI GmbH. Bereits seit Ende 2014 war er als Vertriebsleiter bei KIWI tätig und Mitglied des Executive Committees. Vor KIWI entwickelte er als Firmengründer einen digitalen Concierge Service für Hotels und war als Head of Operations für das Startup 9flats verantwortlich. Davor war Karsten Nölling Unternehmensberater bei McKinsey & Company und Projektleiter für Lean Manufacturing bei Mercedes-Benz. Sie finden ihn auf Twitter und LinkedIn.
Danke für diese super Erklärung zur Gebäudeautomation. Ist mir in letzter Zeit auch oft passiert, dass manchen Leuten da einfach zu viele Begriffe im Umlauf sind, die dann von der Idee her alle das gleiche meinen, aber dann spricht man von Smart Building und schon kennt sich wieder keiner aus.
Hallo Lukas,
wir freuen uns, dass Ihnen unser Beitrag zum Thema PropTech gefällt und für mehr Aufklärung sorgt!
Viele Grüße,
Karsten Nölling
Finde das Thema genial weil es in der Branche gerade so viele Innovationen gibt wie noch nie siehe Homebeat oder McMakler zum Besipiel. Die haben es schon weit gebracht.
Sehr nützlicher Input für meine nächste Kampagne, Herr Nölling 😉